Die 3. Kugel – 10. Ein Hirsch platzt

Hier nun ein weiterer Teil der Kriminalnovelle „Die 3. Kugel“ von Bodo Dringenberg. Wenn Du die vorherigen „Aufnahmen“ verpasst haben solltest, dann lies diese doch zuerst.

Kugelkultur

Viel Vergnügen …

Die 3. Kugel
eine Kriminalnovelle in dreizehn Aufnahmen von

Bodo Dringenberg

10. Ein Hirsch platzt

Es lief das letzte große Doublette-Turnier des Jahres. Besonders gut lief es bis jetzt für Franz. Er war der Tireur seines Teams und traf in den ersten drei Spielen fast so wie er wollte.
Zufrieden begab er sich zum Mittagstisch. Dort nahm er, um Kontakte zu knüpfen, neben einigen süddeutschen Spielern Platz. Chronisch jovial wie er war, stellte sich Franz seinem Tischnachbarn vor und kam mit diesem freundlichen Saarländer schnell ins Plaudern.
Der hieß Heinz Mosterd und war in dieser moorumschlungenen niedersächsischen Boule-Hochburg bei einem alten Freund zu Gast. Während des Essens gab Franz Boule-Anekdoten zum Besten. Heinz kam auch in Fahrt und erzählte beim Nachtisch, so nebenbei, daß er Zollbeamter sei und wie sich gerade in einem skurrilen Fall Beruf und Spiel kreuzten: es handele sich dabei um „verkokste Kugeln“.
Franz Gesicht bekam fast die graue Farbe neuer Ton´r. Er schaute hastig auf seine Uhr, murmelte, er müsse auf´s WC – und stand auf. Nach dem Mittagessen verlor sein Team alles, und zwar haushoch.
Franz verschwand aus dem Park. Er kegele nun und betätige sich in der Kommunalpolitik, wolle da wohl eine Funktionärs-Karriere starten, war zu hören.
Drei Wochen später sitzen Dirk, Fritz, Michael, Neele und Gaby im Café Königsberg. Gaby ist verlegen, will aber, wie sie sagt „endlich reinen Tisch machen“. Sie sei von Franz neulich angebaggert worden, als sie ordentlich einen gebechert hatten. Franz habe sich als unglaublich clever dargestellt und ungefähr sowas von sich gegeben:
„Damals war das. Also, Franz macht einen Spaziergang durch den düsteren und menschenleeren Park, dabei auch ein Stück auf der Stadtmauer entlang. Und was sieht Franz von der Mauer aus? Na? – Eben den heimlich kugeleinlagernden Olaf! Franz guckt und wartet ab, das kann er ja.
Als Olaf verschwunden ist, sieht sich Franz die Füllung des kleinen Mauerverließes, des Kellers ´Gottfried´, an. Franz ist gleich klar, daß hier etwas Illegales und Gefährliches deponiert wurde. Seine genaue Betrachtung mittels einer winzigen Taschenlampe und vor allem das Hantieren mit diesen gefüllten Kugeln bestätigen es ihm.
Nun habe ich ihn, triumphierte Franz wohl, Olaf, dieses Arschloch, das mich öffentlich beleidigt, meinen Ruf beschädigt hat. Jetzt mache ich dich fertig, Olaf! Du hast in dieser persönlichen Partie lange geführt, aber ich habe Geduld, mit diesen brisanten Kugeln mache ich meinen 13. Punkt. Und dann bist du im Park erledigt, Olaf. – Franz konnte damals noch nicht ahnen, wie gründlich recht er hatte.
Am nächsten Mittag hatte Franz aus einer Telefonzelle anonym der Polizei einen Tip gegeben und dabei den Namen Olaf Kruthaas fallen lassen. Er hatte nur vom Platz gesprochen, wo die Bouler spielen, mehr wollte er nicht sagen. Die Polizei sollte tatsächlich suchen, nicht ´Gottfried´, den Keller, gezielt finden, um nicht gleich den Verdacht auf einen Informanten aus der Park-Bouler-Szene zu lenken.
Was dann kam, wißt ihr alle. Weil die Schneekugeln dank der Polizei weg waren, wurde Olaf zur Abschreckung von irgendeinem Killerschwein erschossen. Franz wollte Olaf bloß für die Parkszene als Mitspieler erledigen. Er hatte nicht bloß eine Rechnung offen, er müsse ihn fertigmachen, glaubte er. Er ist am Tod Olafs mitschuldig.“
Dirk fügte Gabys Bericht hinzu, daß er sich – wegen einiger drohender Bemerkungen von Franz – seinen Reim darauf gemacht hätte. Daher hatte er auch bei seiner merkwürdigen Pseudo-philosophischen Ansprache davon geredet, daß das Schwein da ist. Franz hatte direkt neben ihm gestanden. Dirk schloß:
„Der Mord und das weitere waren nicht beabsichtigte Prozesse und Resultate – wie bei einem angeschossenen Schwein, das sonstwohin rast und großes Unheil anrichtet.“

FORTSETZUNG FOLGT

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