Die 3. Kugel – 3. Claudia schifft

Hier nun ein weiterer Teil der Kriminalnovelle „Die 3. Kugel“ von Bodo Dringenberg. Wenn Du die vorherigen „Aufnahmen“ verpasst haben solltest, dann lies diese doch zuerst.

Kugelkultur

Viel Vergnügen …

Die 3. Kugel
eine Kriminalnovelle in dreizehn Aufnahmen von

Bodo Dringenberg

3. Claudia schifft

Die beiden Zivilbeamten hatten die Treppenumgebung an der Stadtmauer abgesucht, waren aber nicht fündig geworden. Der Spielbetrieb war ungerührt weitergelaufen.
Am nächsten Tag kam die Polizei wieder, ganz früh am Nachmittag, uniformiert und verstärkt. Pit blieb ruhig und lästerte: „Sieh an, neue Mitspieler: drei Bullen, drei Bulletten, plus ein Wildschwein.“ Tatsächlich, die Sechs hatten ein mittelgroßes langborstiges Schwein dabei. „Die ergäben eine pittoreske Triplette-Partie – Kugeln haben die ja genug“, meinte Fritz.
Es war ein sonniger Oktobertag, und ein alter, faltiger Hauptkommissar führte das quirlige Rüsseltier an einer langen Leine die Sandsteinquader entlang. Fritz Garden, der mit Pit Klußke gerade ein flottes Spiel um ein Bier laufen hatte, erstarrte. „Ach du Scheiße, das muß die legendäre niedersächsische Super-Sau Claudia sein. Dieses Polizistenschwein, hab´ ich in der Zeitung gelesen, ist auf Hasch, Äitsch, Kokain und Sprengstoff abgerichtet. Da bin ich ja mal gespannt.!“ – „Eine typisch deutsche Präzisionswildsau oder wie?“ – „Nein, nein, da soll auch noch so ein asiatisches Schnüffeltier mit drinstecken.“ – „Mal sehen, ob das Schwein rauskriegt, was in der Mauer steckt. Wenn sie an Gottfried kommt, dann gute Nacht!“
Claudia, die Präzisionswildsau, spannte niemanden lange auf die Folter. Nach einer knappen Minute begann sie am Gemäuer, dort wo das Buschwerk anfängt, heftig zu schnuppern. Fast gleichzeitig traten die kleinen Schweinepfoten in Aktion und scharrten, was das Zeug hielt.
Fritz und Pit sahen wie gebannt zu. Eine alte Geschichte vom Pfaffenplatz fiel Fritz ein. Wie war das noch gewesen? In einer Wohngemeinschaft dort, drei Kontrollettis des Rauschgiftdezernats, zwei Zivis, ein Spürhund. Irgendwie hatten die potentiellen Täter kurz davor Wind gekriegt. Die Schnüffler trudelten ein und der Tatbestand: zwanzig Leute qualmten die drei Zimmerchen blaugrau. Man war behördlicherseits desorientiert, der Hund jaulte angeekelt, schnaubend und hüstelnd brach das Trio die Suche ab. So staatsfeindlich kann – trotz Tabaksteuer – das Rauchen sein. Womit aber könnte man bloß dieses nette wildborstige Bullenschweinchen stoppen?
Fritz und Pit traten den filzenden Uniformierten näher, soweit es die Polizei erlaubte. „Oh verdammt, ich hab´s geahnt, die Sau ist am Tiefkühlfach!“ entfuhr es Fritz. Die ihm am nächsten stehende Staatsgewalt, eine langzopfige Blondine wandte sich zu ihm um. „Was ham Sie hier zu suchen? Kommense mal her, beide!“ – „Ach, Antje, das sind Kugelspieler, Buhler, die sind immer hier. Die sind schon o.k. Aber Personalien – klar, kann ja nicht schaden, also man los“, warf ein offenbar hochrangiger Mitbeamter ein. Fritz und Pit traten dem schweineverstärkten Sextett zögernd noch näher.
Während die langbezopfte Polizei-Blondine ihr Büchlein zückte, bemerkte Fritz, wie die sichtlich aufgeregte Claudia vor der Mauer plötzlich einen breiten gelblichen Strahl von sich gab. Fritz mußte lachen, weil ihm das säuisch emanzipiert vorkam. Genau an dieser Stelle schlagen gewöhnlich die Männer – stehend wie seit der Steinzeit – ihr Wasser ab. Dazu fiel Fritz noch das letzte Park-Fußballturnier ein, bei dem tatsächlich ein gemischtes Team unter dem Namen „Claudia geht schiffen“ angetreten war.
„Kann ich mitlachen?“ fragte die Uniformierte mehr nüchtern als streng, „Name, Adresse und Ausweis, wenn ich bitten darf.“

FORTSETZUNG FOLGT

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