Die 3. Kugel – 9. Flaches Spielen – tiefe Gründe

Hier nun ein weiterer Teil der Kriminalnovelle „Die 3. Kugel“ von Bodo Dringenberg. Wenn Du die vorherigen „Aufnahmen“ verpasst haben solltest, dann lies diese doch zuerst.

Kugelkultur

Viel Vergnügen …

Die 3. Kugel
eine Kriminalnovelle in dreizehn Aufnahmen von

Bodo Dringenberg

9. Flaches Spielen – tiefe Gründe

Ein bissiges Telefonläuten treibt Fritz aus den Federn. Es ist Pit, Pit Klußke. Sehr erregt teilt er Fritz mit, daß er da, wo solche miesen Verhaltensweisen eingerissen seien, nicht weiter Boule spiele. Mit mürber Stimme will Fritz ihn stoppen, aber Pit ist unnachgiebig: „Welche von uns haben den Keller Gottfried verraten und vielleicht sogar auch mich, und dann noch Rauschgift – nee, aus und vorbei!“
Nach dem Kaffee versucht Fritz in Marlowe-Manier, trotz seines gequälten Leibes, alles zu ordnen und zusammenzufügen.
Klar, Olaf hatte sich zum letzten Mal gedanklich überfordert. Er wollte den Skandal schlechthin aufdecken, sich damit endlich den Namen machen, der ihm zumindestens durch sein Pétanque-Spiel eigentlich schon lange zukäme. Doch das hier war unerfreulicherweise ein anderes Kaliber als sein Nachhaken wegen verschwundener Startgelder bei einem Turnier, fehlerhafter Spielsysteme bei einer Meisterschaft oder schwer verstiegen angekündigter Turniere. Für diese Aktivitäten galt er einigen, nicht nur hinter vorgehaltener Hand, als Wichtigtuer und als Korinthenkacker zum eigenen Vorteil.
Nun war es einmal nicht um Platzhirsch gegen Platzhirsch gegangen wie zum Beispiel bei Olaf gegen Franz, diesmal hatte Olaf – um in einer etwas ahistorischen Zoologie zu bleiben – ein Dinosaurier gegenüber gestanden. Es war nicht um Recht, sondern um großes, koksiges Geld gegangen. Olaf lag taktisch derartig daneben wie ein Satz Kugeln drei Meter rechts der Sau. Er mußte seine Gegner für noch dämlicher gehalten haben, als sich Olaf selbst in seinen bitteren, stillen Stunden der Selbstprüfung wahrnahm. Ohnmacht und Größenwahn, immer das gleiche bei solchen Vereinsmeiern!
Fritz hat, nach seiner ersten Bekanntschaft mit Vereinen, damals als Handballspieler, diese Gebilde schnell als abstoßend empfunden. Und doch braucht er einen Verein, um mitspielen zu können, um zumindestens der Möglichkeit nach mit allen spielen zu können. Es ist eines der vielen Dilemmas seines Lebens: sein viriler Ehrgeiz gegen seine tiefe Unversöhnlichkeit mit den Verhältnissen, in denen er doch immer wieder die Anerkennung der anderen erheischt.
Seit einiger Zeit ist Fritz nun sogar Vorstandsmitglied der Park-Bouler, zusammen mit Gaby, Jo und Franz: Gaby, die nicht nur verbal bissige, brünette Allzweckspielerin. Jo, ein oft erfolgreicher Spieler, ein guter , aber empfindlicher Tireur; unduldsam weil seine Leger nicht legen; der eine Fresse zieht, wenn er nicht laut mosert oder gestisch seine Wut und Enttäuschung ausdrückt; arrogant, manchmal ein Nervenbündel, das seinen Partner kräftig mit runterziehen kann.
Und eben Franz. Nachdem die kriminellen Verwicklungen eines Park-Boulers und eines Spielwarenhändlers rausgekommen waren, hatte Franz seinen großen Auftritt gehabt: „Es muß bei uns mehr Ordnung, mehr Struktur rein. Sowas wie den ´Keller´ darf es nicht mehr geben. Die Binnenstruktur des Vereins muß ausgebaut und funktionaler gemacht werden. Training nach Leistungsgruppe und übrigen einteilen, und ein Sportwart muß her.“ Der ganze tiefverinnerlichte leitende Verwaltungsbeamte brach sich nun Bahn in Franz.
Besonders Franz und Jo fanden, daß hier im Park sowieso zu viele stillose Spieler, zu viele unbequeme Leute die Kugeln werfen. Und dazu dieses Hintenrum-Kungeln von beiden, dieses Leute halblaut fertigmachen – es ist schlicht zum Kotzen!
Eine Szene aus einem Sommerabend erscheint plötzlich vor Fritz´ Augen, und in seinen Ohren dröhnt noch einmal Olafs Wutausbruch. „Du dummes, feldwebelhaftes Arschloch!“ hatte Olaf damals Franz im Suff und vor einigen wie gebannt lauschenden, ja zum Teil innerlich begeisterten Turnierteilnehmern tituliert.
Olafs Tod und Franz – das hängt zusammen. Aber bloß wie?

FORTSETZUNG FOLGT

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